Von Phong Nha aus reisten wir weiter in die Hauptstadt Vietnams. Ursprünglich wollten wir direkt nach Ninh Binh fahren, doch aufgrund der Feiertage waren alle Züge ausgebucht. So blieb uns nichts anderes übrig, als den Nachtzug von Dong Hoi, der Stadt nahe Phong Nha, nach Hanoi zu nehmen.
Zugfahrt von Dong Hoi nach Hanoi
Wir ergatterten gerade noch die letzten Tickets für Soft Seats, die Schlafwagenplätze waren leider schon ausgebucht. Immerhin mussten wir die Nacht aber nicht auf den Hard Seats wie damals die 13 Stunden von Nha Trang nach Da Lang verbringen.
In der Wartehalle des Bahnhofs erlebten wir etwas echt witziges. Auf einem Tisch in der Raummitte steht ein in die Jahre gekommenes Telefon, das wir zunächst für Deko gehalten hatten. Plötzlich klingelte es jedoch am laufenden Band. Nach jedem Anruf schrieb die Angestellte auf das Flipchart die geplante Ankunftszeit der verspäteten Züge, während hinter ihr der Fahrplan für den ganzen Tag auf einer elektronischen Anzeigetafel durchlief. Offensichtlich erhielt sie regelmäßig Anrufe anderer Bahnhöfe oder der Zugführer, die ihr die aktuellen Verspätungen durchgaben. Ein sehr praktisches Modell, wenn auch etwas „old school“!
Zum Glück leerte sich der zunächst voll besetzte Zug nach einigen Stunden und wir konnten es uns auf den Soft Seats bequem machen. Mit nur einer Stunde Verspätung erreichten wir Hanoi um fünf Uhr morgens.
Ankunft in der Hauptstadt
Als wir bei unserer Unterkunft, dem Golden Moon Suite Hotel, ankamen, standen wir erst mal vor einem verschlossenen Rolltor. Kurz darauf wurde der Nachtportier durch einen Nachbar aus dem Schlaf gerissen. Er öffnete das Rolltor und wir durften eintreten. Leider war wie erwartet das Zimmer noch belegt. Daher kehrten wir um sechs Uhr morgens in eines der wenigen geöffneten Lokale ein und aßen Pho Bo (typisch vietnamesische Nudelsuppe mit Rind) und Frühlingsrollen zum Frühstück.
Kurz darauf gesellten sich auch Rena und Mathias wieder zu uns, da sie aufgrund von Bettwanzen in ihrem Hotel kurzfristig wieder ausziehen mussten. Gemeinsam überbrückten wir die Zeit, bis unsere Zimmer frei wurden, mit einem Stadtspaziergang durch das Historische Viertel.
Leider hatten aufgrund des Lunar Neujahrs fast alle Cafés und Restaurants geschlossen. Immerhin bekamen wir Kaffee in einem kleinen, überfüllten Straßencafé, der uns nach der Nacht im Zug am Leben hielt. Zum Glück hatte auch das Reisebüro von Sinh Tourist geöffnet. Dort wollten wir einen Bus für den nächsten Tag in die Halong-Bucht buchen. Allerdings hatten alle Busgesellschaften an diesem Tag ihren Betrieb eingestellt und wir fanden keine Möglichkeit, dorthin zu reisen. Es war wie verhext. Die Aussicht auf vier Nächte in Hanoi bis zu unserem Abflug am 8. Februar gefiel uns leider gar nicht. Schließlich entschieden wir uns, für zwei Nächte mit dem Zug nach Ninh Binh zu fahren. Dorthin wollten wir ja eigentlich sowieso direkt nach Phong Nha.
Mit Feuerwerk ins neue Jahr
Der Tag unserer Ankunft, der 4. Februar 2019 ist der Silvestertag des Lunar-Kalenders. Durch die nette Dame an der Rezeption unseres Hotels erfuhren wir, dass am Abend ein großes Feuerwerk im Zentrum am See stattfindet. Während in den frühen Morgenstunden die Stadt noch wie leergefegt schien, änderte sich das Bild gegen Abend schlagartig. Die meisten Restaurants und Cafés hatten tatsächlich geschlossen, aber nicht alle Hauptstädter hatten die Feiertage genutzt, um ihre Familien auf dem Land zu besuchen. Wir waren wirklich überrascht über die riesige Party mit Dj und Lichtershow auf der Straße.
Gegen 23 Uhr verschafften wir uns am Ufer des Sees einen vermeintlich strategisch guten Platz, um das Feuerwerk auf der Brücke gegenüber bestaunen zu können. Pünktlich um Mitternacht startete das gigantische Feuerwerk mit ohrenbetäubendem Knallen – genau neben uns! Wir hatten uns schon den ganzen Abend über einen mit Sichtschutz abgesperrten und mit Polizei, Feuerwehr und Militär abgesicherten Bereich gewundert. Wir hielten es jedoch für eine VIP-Lounge mit bester Sicht auf das Feuerwerk!
Innerhalb weniger Sekunden war die Grünanlage, in der wir standen, komplett eingenebelt und wir flüchteten so schnell wir konnten. So schnell ging das leider nicht, denn jeder freie Platz war mit Fußgängern, Zweirädern oder Autos belegt. Die Straße am Ufer war nämlich nicht gesperrt und um Mitternacht hielten einfach alle Fahrzeuge an, die Menschen stiegen aus und schauten sich das Feuerwerk an. Wir suchten uns einen Weg durch die Massen, die einfach nicht weniger wurden. Nach einer halben Stunde hatten wir unser Hotel, das nur ca. 300 Meter entfernt ist, erreicht. Währenddessen wurden unaufhörlich gigantische Feuerwerkskörper abgeschossen, die den Himmel über der ganzen Stadt hell erleuchteten. In den Nebenstraßen zündeten viele Vietnamesen Papiergeld an, um für Glück und Wohlstand im neuen Jahr zu sorgen und räucherten die Stadt damit zusätzlich ein.
Die vielen glücklichen und feiernden Vietnamesen zu sehen, war wirklich ein ganz besonderer Moment! Wir waren sehr froh, dieses Event in der Hauptstadt miterleben zu können!
Einen ausführlichen Bericht über das Tet-Fest und was wir im Zusammenhang damit sonst noch erlebt haben, findet ihr hier.
Abschied von Rena und Mathias
In der Nacht hieß dann aber leider auch Abschied nehmen von Rena und Mathias. Seit Mui Ne in Südvietnam, wo wir uns am 21. Januar in unserer Unterkunft kennen gelernt haben, reisten wir gemeinsam durch das Land. Während der zwei Wochen hatten wir viele schöne, einzigartige und eindrückliche Erlebnisse und jede Menge Spaß miteinander. Eine tolle Zeit, die uns in Erinnerung bleiben wird!
Rena und Mathias werden bis Ende März in Südostasien bleiben und über das Sommerhalbjahr zurück auf ihr Segelschiff gehen und damit in Europa segeln. Die beeindruckenden Fotos ihrer Reise gibt es auf ihrem Instagram-Profil of.sails.and.backpacks. Spätestens in Deutschland werden sich unsere Wege auf jeden Fall wieder kreuzen. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen!
Detaillierte Bewertungen der von uns besuchten Restaurants, Guesthouses und Sehenswürdigkeiten findet ihr auf unserem TripAdvisor Profil.