Nachdem wir Vietnam fast vier Wochen von Süden nach Norden bereisten, verließen wir das Land am 8. Februar am internationalen Flughafen von Hanoi. Unser 1835 km entferntes Ziel war Georgetown auf der Insel Penang in Westmalaysia.
Der dreistündige Flug mit Air Asia, der größten Billigfluglinie Asiens, war dank kostenlosem Sitzplatzupgrade und freiem Sitzplatz neben uns angenehmer, als wir das von bisherigen Flügen mit dieser Airline gewohnt waren.
Am Flughafen von Georgetown angekommen, wehte uns erst mal extrem heiße Luft ins Gesicht. Willkommen zurück im Süden! Für die Jahreszeit war es in Nordvietnam zwar sehr warm und angenehm, doch im Vergleich zu Penang, wo es ca. zehn Grad wärmer ist und die Sonne richtig brennt, ist es immer noch ein gewaltiger Unterschied.
Schön, wieder hier zu sein!
Nachdem wir in unser Zimmer eingecheckt hatten, liefen wir sofort zu Fuß durch die Stadt. Ziemlich genau drei Jahre ist es her, als wir zuletzt hier in dieser quirligen, hübschen Stadt waren, die auch UNESCO-Weltkulturerbe ist. Es ist spannend durch die Straßen zu schlendern und immer wieder das Gefühl zu bekommen, hier schon mal gewesen zu sein.
Wir entdeckten auch gleich unseren Lieblingsstraßenstand in Little India, der die besten Samosas und andere Snacks verkauft. Bei einer ersten Verkostung stellten wir fest, dass die Samosas und Linsenbällchen immer noch genauso großartig schmecken wie damals. Am nächsten Tag holten wir uns dort eine ganze Tüte dieser leckeren Teilchen und verspeisten sie zum Abendessen an der Uferpromenade in der Nähe des Hafens. Dieses kleine Picknick kostete uns zusammen nur unglaubliche 8,20 Ringgit (ca. 1,75€).
Ansonsten mussten wir uns in Malaysia an deutlich höhere Preise für Essen und Unterkunft gewöhnen, als wir das in Vietnam erlebten. Da wir in Vietnam richtige Sparfüchse geworden waren und für wenig Geld stets tolle Unterkünfte und bestes Essen fanden, ist der Unterschied besonders groß. Trotz allem ist es auch hier noch deutlich günstiger als in Europa oder anderswo und wir wollen uns wirklich nicht beschweren.
Multikulti: vielfältig, lebenswert, spannend
Malaysia ist ein Schmelztiegel verschiedener Ethnien und Nationalitäten und in Georgetown wird das besonders deutlich. Hier leben neben Malaien seit vielen Generationen vor allem chinesische und indische Einwanderer. Aber auch Menschen aus Europa, dem Mittleren Osten, Japan und Armenien ließen sich in der Stadt nieder und machten sie zu einem multikulturellen Zentrum. Die Mehrheit der malaysischen Bevölkerung sind muslimischen Glaubens, jedoch leben hier auch viele Hindus, Christen und Buddhisten.
Das Erbe der armenischen Einwanderer wird vor allem in der berühmten Armenian Street sichtbar. Kunstgalerien, Cafés und jede Menge Streetart locken täglich Touristen aus aller Welt in diese kleine Straße. Wir ließen es uns nicht nehmen, in das Café Kopi Loewak einzukehren, welches wir bereits vor drei Jahren besuchten. Damals kamen wir hier das erste mal mit „Cold Brew Coffee“ in Berührung. Dieser Kaffee wird kalt „aufgebrüht“, indem Eiswürfel schmelzen und das kalte Wasser langsam erst durch Glasröhrchen und dann in den gemahlenen Kaffee läuft. Dieser Prozess dauert deutlich länger als das herkömmliche Kaffeekochen und hat natürlich seinen Preis. Ausnahmsweise aufgrund des besonderen Geschmacks war es uns das jedoch wert.
Streetart als Markenzeichen
Streetart findet sich nicht nur in der Armenian Street, sondern überall in der Stadt. Der litauische Künstler Ernest Zacharevic schuf die meisten der bekanntesten Werke. „Children on a Bicycle“ (Titelbild) ist wohl das beliebteste Fotomotiv in Georgetown schlechthin. Auch in fast jeder noch so kleinen und unscheinbar wirkenden Seitenstraße lassen sich interessante Kunstwerke entdecken. Einfach faszinierend!
Reisen geht durch den Magen
Dank der vielen Einwanderer ist das kulinarische Angebot in Georgetown sehr vielfältig. Insbesondere auf das authentische, himmlisch gewürzte indische Essen haben wir uns schon lange gefreut. Aber auch die malaiische Küche hat leckere und geschmacksintensive Gerichte zu bieten. Besonders angetan waren wir von Laksa Lemar, einer kräftigen Nudelsuppe auf Kokosmilch-Fisch-Basis mit Gemüseeinlage.
Zur Abwechslung aßen wir auch mehrmals fantastische Falafel und Hummus in einem syrischen Restaurant. Einer der stets gut gelaunten Kellner flüchtete vor drei Jahren wegen des Krieges aus Syrien nach Malaysia. Der studierte Architekt erzählte uns, dass einige seiner Freunde in Deutschland leben. Er selbst entschied sich jedoch gegen eine Flucht nach Europa, da er arbeiten und nicht auf Geld vom Staat angewiesen sein möchte. Das ist in Malaysia offensichtlich deutlich einfacher als bei uns zu Hause. Ein Gedanke, der den Nagel auf den Kopf trifft und uns nachdenklich stimmte. Es wäre an der Zeit, dass in Deutschland die bestehenden Regelungen überdacht werden.
Ansonsten findet man an jeder Ecke chinesische Restaurants, Fusion-Küche oder diese fantastischen Smoothiebowls, die wir uns gleich an zwei Tagen zum Frühstück gönnten.
Chinesisches Neujahr in Georgetown
Das chinesische Neujahrsfest, welches wir in Vietnam bereits unter dem Namen „Tet“ erleben durften (Blogbeitrag zum Tet-Fest in Vietnam), wird selbstverständlich auch in Malaysia groß gefeiert.
Zufällig stießen wir an unserem zweiten Abend auf ein riesiges Straßenfestival. An vielen Ständen präsentierten sich Vereine und Schulen und boten tolle Attraktionen an. Auf mehreren Bühnen wurden kleine Theaterstücke und Tänze aufgeführt. Viele Essensstände sorgten außerdem für ein breites kulinarisches Angebot. Menschen aller Herkunft und Religion, Einheimische wie Touristen, feierten hier gemeinsam bei einem bunten Fest den Beginn des Jahres des Schweins.
Ein weiteres Straßenfestival fand am Abend des achten Tages des chinesischen Neujahrs beim Fähranleger statt. Als wir um acht Uhr abends ankamen, wurden zu unserer Verwunderung die Stände gerade erst aufgebaut. Dafür wurde aber um so länger bis in die Morgenstunden hinein lautstark gefeiert! Bei uns als „Chinaböller“ bekannte Silvesterraketen wurden hier alle halbe Stunde mit ohrenbetäubendem Knallen mitten auf der Straße zwischen den Menschen abgefeuert. Es war so laut, dass wir uns unbedingt die Ohren zu halten mussten und daher keine Fotos machen konnten! Später in der Nacht wurden dann diese riesigen Räucherstäbchen (eher gewaltige Fackeln) vor den vielen Tempeln der Stadt angezündet. Sie räucherten die Straßenzüge bis zum nächsten Mittag mit ihrem süßlichen Duft ein.
Wir haben so ein Glück, zur richtigen Zeit immer am richtigen Ort zu sein. Wir hatten vorher nicht geplant, wo wir während des Tet-Festes bzw. des chinesischen Neujahrsfestes sein werden. Zufällig hatten wir die perfekte Route und dadurch die Chance, die vielen Höhepunkte hautnah mitzuerleben.
Ansonsten ließen wir es ruhig angehen in Georgetown. Die typischen Sehenswürdigkeiten hatten wir uns vor drei Jahren bereits angeschaut. Wir genossen einfach das entspannte Leben in der Stadt, spazierten durch die hübschen Straßen, ließen uns vom Duft der Gewürze in Little India verführen und freuten uns, tatsächlich sechs Nächte an einem Ort (wenn auch in drei verschiedenen Unterkünften😉) zu verbringen.
Vorfreude auf Langkawi
Unser nächstes Ziel ist die nördlich von Penang liegende Insel Langkawi. Hier erwarten uns zunächst ein paar ruhige Tage in der Natur und am Meer. Obwohl wir während unserer Reise bereits mehrfach am Meer waren (Koh Rong, Mui Ne, Nha Trang) haben wir noch nicht einmal darin gebadet. Daher freuen wir uns jetzt ganz besonders darauf, uns in die Fluten zu stürzen und ein paar relaxte Tage auf Langkawi zu verbringen. Nächste Woche erwartet uns auf der Insel noch ein ganz besonderes Highlight der Reise. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr demnächst hier!
Detaillierte Bewertungen der von uns besuchten Restaurants, Guesthouses und Sehenswürdigkeiten findet ihr auf unserem TripAdvisor Profil.
Daniel 17. Februar 2019
Freunde der Sonne, stellt das Bier schon mal kalt 🍻🏝